IndiViva: Tiny House Grundstück

Ohne Tiny House Idee …

Vermutlich anders als bei anderen, fing unser Projekt Tiny House nicht mit der Idee eines Tiny Houses an. Obwohl im Stuttgarter Umkreis die Haus- und Grundstückspreise seit Jahren stiegen, fingen doch in unserem Bekanntenkreis immer mehr Leute an, sich Häuser zu kaufen oder nach einer Finanzierung umzuschauen. Teilweise für Grundstücke sehr weit außerhalb der Stadt, in der sie eigentlich leben und arbeiten wollten. Manchmal auch mit sehr langen Kreditlaufzeiten. Da mein Mann Frank und ich (Carola) beide in Familien mit eigenen Häusern aufgewachsen sind, wussten wir, dass ein eigenes Haus vor allem eine riesige dreidimensionale ToDo-Liste ist; also einfach sehr viel Arbeit macht. Genau deshalb haben wir diesen Weg für unsere junge Familie recht bald ausgeschlossen. 

Nichts desto trotz war unsere Wohn- und Lebenssituation nicht ideal. Die unpraktische Wohnung, ein Vorort, in dem wir keinen richtigen Anschluss fanden und „irgendetwas“ fehlte auch. Daher machten wir uns auf die Suche nach dem „irgendetwas“ und verwarfen Ideen wie „Freunden ein Ferienhaus in Schweden abzukaufen“, „ ein Wochenendhaus im Schwarzwald kaufen“ und „uns auf die Warteliste für einen Schrebergarten zu setzen“. Am besten gefiel uns dann die Idee eines großen Gartens außerhalb der Stadt, mit viel Platz, auch für die Kinder. Als wir dann konkret vor der Möglichkeit standen einen großen Garten mit 15 Zwetschgenbäumen zu kaufen, kamen uns aber doch Zweifel: Ob diese Armee an Zwetschgenbäumen, auf dem auch ansonsten arbeitsintensiven Grundstück, für uns Nicht-Hobbygärtner mit chronischem Zeitmangel wirklich das richtige war? Außerdem konnte man in dem kleinen Gartenhäuschen nicht wirklich übernachten. Und jedes Mal nur für einen Tag hinfahren? 

Als dann bei „ebay Kleinanzeigen“ in der Rubrik „Gärten“ ein Stellplatz für ein Tiny House zum Pachten angeboten wurde, dachten wir direkt: Das könnte unser „irgendetwas“ sein!

… zum Tiny House Projekt

Erst dann fingen wir an, uns mit dem Thema Tiny House auseinanderzusetzen und es passte zunehmend alles gut zusammen: Sowohl das allgemeine Konzept von Tiny Houses, als auch das konkrete Angebot auf ebay.

Komplett als vierköpfige Familie ins Tiny House zu ziehen, kam erst einmal nicht in Frage, weil es mit den Jobs und der Entfernung nicht gepasst hätte, weil unsere Draußenspiele-Jungs auch bei Regenwetter einen riesigen Bewegungsdrang haben und weil wir denken, dass man seinen spielzeughortenden Kindern den eigenen Lebensstil nur bis zu einem gewissen Grad aufzwingen sollte. 

Aber so langsam entstand aus dem minimalistischen Tiny House Konzept auch eine Idee für uns als Familie: Warum nicht Stadt- und Landleben kombinieren? Warum nicht „Downsizing“ und „Minimalismus“ auch als Familie ermöglichen, ohne die Kinder dabei zu sehr einzuschränken? Warum nicht trotzdem die Ideen, Wünsche, Träume die man an sein „eigenes Haus“ hat, realisieren, nur eben eine Nummer kleiner? Und es wäre doch auch eine Lösung für uns Erwachsene, einzeln für ein paar Tage konzentriert und entspannt Homeoffice und Auszeit vom Familienalltags-Chaos zu kombinieren? Außerdem sind die Kinder doch in gut zehn Jahren sowieso erwachsen und dann könnten wir ja immer noch zu zweit dauerhaft einziehen?

Schlussendlich stand unsere Idee: Eine kleinere, pragmatischere Wohnung in der Stadt hauptsächlich für unter der Woche und das Tiny House auf dem Land für Wochenenden, Ferien, Homeoffice, Einzel-Auszeiten, für Freunde und zum Vermieten und um darin zu Wohnen sobald die Kinder erwachsen sein würden.

Erstaunlich schnell wurden wir uns auch mit dem Anbieter aus der ebay-Anzeige einig und pachteten einen Stellplatz für ein Tiny House auf einem Grundstück, wo bereits ein positiver Bauvorbescheid für drei Tiny Häuser vorlag. Nach allem was wir inzwischen über die Problematiken mit Tiny Häusern und dem deutschen Baurecht gelesen hatten, dachten wir: Da ist die schwierigste Hürde ja schon mal genommen und jetzt brauchen wir nur noch unser Tiny House kaufen oder bauen lassen und hinstellen.

Oh wir Unwissenden!

Planungsprozess mit IndiViva

Nach einigen halbherzigen Versuchen ein Tiny House fertig oder gebraucht zu kaufen stand für uns fest: Das Tiny House soll „unser Haus“ werden und daher so genau wie möglich unseren Vorstellungen entsprechen, außerdem kann man sich bei so wenig Platz keine suboptimalen Lösungen leisten. Kurz: Wir wollten unser eigenes Haus bauen lassen!

Aber: Wie einen guten Hersteller finden, dem man wirklich absolut vertrauen kann? Wie unterschiedliche Hersteller vergleichen, wenn Preisfragen meist mit einem „kommt ganz darauf an“ beantwortet werden und häufig nur eine einstellige Anzahl an Häusern bisher gebaut wurden, so dass man auch schlecht über eine 5-Amazon-Sterne ähnliche Empfehlung gehen kann?

Gleichzeitig tauchten immer mehr Fragen auf, die uns verwirrten: Auf jeden Fall ein „Tiny House on Wheels“? Oder vielleicht doch ein Modulhaus? Oder eins auf einem LKW-Trailer? Wie dick müssen die Wände sein? Diffusionsoffene Bauweise? Wie umgehen mit den explodierenden Holzpreisen?

Genau in dieser Zeit entdeckten wir IndiViva. Zunächst waren wir etwas skeptisch in dem ganzen Chaos noch eine weitere Instanz zwischen uns und den Hersteller zu schalten, aber inzwischen sind wir von dem Konzept 100% überzeugt. Zunächst waren wir sehr erfreut als wir erfuhren, dass man bei IndiViva auch Beratung auf Stundenbasis buchen kann und so kamen wir in unserem Fragenchaos Schritt für Schritt zusammen mit IndiViva weiter. 

Warum wir uns dann schlussendlich doch für eine komplette Planung mit IndiViva entschlossen haben, hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen war der Auftrag des Tiny House Baus die wohl teuerste Entscheidung unseres Lebens und da ist es einfach extrem hilfreich nochmal jemanden zu haben, der das Angebot prüfen, einschätzen und Alternativen aufzeigen kann. 

Zum anderen fing der Planungsprozess, der im Rahmen der auf Stundenbasis gebuchten Beratungstermine bereits begonnen hatte, uns einfach an Spaß zu machen. In den meisten Fällen ist ein Tiny House Bauer kein Architekt und es war wirklich klasse bei IndiViva das Haus mit einer Architektin planen zu können. Gleichzeitig ist hier einfach sehr viel Wissen zum Baurecht etc. vorhanden –  das spart viel Zeit.

Wir konnten träumen, planen, wünschen, tüfteln: Eine Kletterwand für die Kinder? Innen oder außen? Ein Katamarannetz mit Kissen unter der Decke als Sofaersatz? Ein Holzofen? Ein Panoramafenster zum Reinsitzen? Ein Thermomix statt einem Herd? 

Die Abwägung von Möglichkeiten war zwar zeitaufwändig, machte aber begleitet tatsächlich sehr viel Spaß. Da gerade Corona-Hochzeit war, gaben uns die Online-Planungs-Meetings mit IndiViva gerade mit den Kindern, die nötige Flexibilität, dass wir beide daran teilnehmen konnten, ohne groß eine Betreuung organisieren zu müssen

Herstellerwahl

Parallel zur Detailplanung des Hauses liefen noch zwei Handlungsstränge weiter: Die Suche nach einem Hersteller und die Baugenehmigung und Fertigstellung des Grundstückes. Bei der Suche nach einem Hersteller stellte sich heraus, dass wir gar nicht so viel Auswahl hatten, wie zunächst gedacht. Zum einen sollte der Hersteller nicht allzu weit von unserem Wohnort entfernt sein, da man ja zwischendrin doch auch immer mal vor Ort sein muss bzw. will. Zum anderen waren aber viele Hersteller schon über Jahre ausgebucht und wir dachten zu diesem Zeitpunkt noch, dass der Stellplatz quasi fast bezugsfertig ist und wollten daher eigentlich so schnell wie möglich bauen.

Die durch den Grundstückseigentürmer beantrage Baugenehmigung zog sich allerdings und die verwirrenden Fragen nahmen wieder zu. Da unser Haus nicht dem ursprünglich beantragten entsprach, musste ein Bauänderungsantrag gestellt und mit dem Architekten des Eigentümers koordiniert werden . 

Aber unsere Planung mit IndiViva ging zügig voran und wir gingen mit einem Hersteller in die Umsetzung, der kurzfristig Kapazitäten frei hatte.

Dann kam das Angebot und es war doch deutlich über unserem zunächst angedachten Budget. Der gestiegene Holzpreis spielte hier eine große Rolle. Im Dreieck wir, IndiViva und Hersteller ginge es hin und her, wurde etwas abgespeckt und nachverhandelt, bis für uns und den Hersteller eine zufriedenstellende Einigung gefunden war. 

Damit verbunden war auch eine eher ernüchternde Phase. Einige von den Sachen, die wir uns in der Anfangsplanung gewünscht hatten, ließen sich durch den gewählten Hersteller nicht in der gewünschten Form umsetzen bzw. wären einfach zu teuer geworden. Zwischendurch gab es mal einen Punkt wo wir dachten: „Jetzt haben wir hier Luftschlösser geplant und bekommen am Ende doch nur ein Standardhaus“. Aber nach weiteren Gesprächen im Dreieck wir, IndiViva und dem Hersteller konnten wir zum Glück doch noch einiges davon umsetzen. Ein klein bisschen Wehmut bleibt bei dem nicht umgesetzten Katamarannetz und dem nicht eingebauten Holzofen, auch wenn beides aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich war. 

Die Bauphase

Die Bauphase verlief dann erstaunlich zügig, problemfrei, ja fast unspektakulär. Gerade in dieser Phase waren wir sehr damit beschäftigt unsere Kinder durch die Coronazeit zu lotsen und nach einer kleineren Wohnung zu suchen, so dass wir gar nicht so viel Kapazität übrig hatten, um der Fertigstellung des Hauses entgegen zu fiebern.  Aber wir waren immer wieder beim Hersteller und das war auch wichtig, um beispielsweise die Farbauswahl für Böden, Bad und Co. vor Ort zu treffen. Hierbei traf es sich dann ganz gut, dass wir einen ziemlich selbstständigen und entscheidungsfreudigen Hersteller erwischt haben: Was manchen vielleicht zu selbstständig gewesen wäre, passte für uns zu diesem Zeitpunkt sehr gut: „Ich habe mal diese Außenleuchte, dieses Waschbecken und diese Deckenstrahler für euch ausgewählt – ich hoffe das passt.“ Ja, das Ganze passte mit einer sehr hohen Trefferquote. 

Während das Haus voll im Zeitplan war, kam es auf dem Grundstück immer wieder zu Verzögerungen. Beispielsweise konnte der Strommast nicht aufgestellt werden, solange der Boden noch gefroren war und das kann auf der Schwäbischen Alb schon mal bis kurz vor Ostern dauern.

So traf es sich dann, dass Grundstück und Haus fast gleichzeitig fertig waren und eine Woche vor Ostern 2022 konnte das Haus dann auf das Grundstück kommen.

Einzug ins Tiny House

Nun folgten die ersten Wochenenden im Tiny House. Vor allem unser älterer Sohn war erst einmal enttäuscht: Hatte er sich das Tiny House auf einer großen grünen Wiese allein in der Natur vorgestellt, so ähnelten unsere Aufenthalte jetzt erstmal „Urlauben auf der Baustelle“. Der Tiefbauer hatte getan, was er sollte, nämlich das Grundstück erschlossen. Danach war allerdings von Gras und Grün nicht mehr viel übrig. Außerdem steht unser Tiny halt auf einem konventionellen Baugrundstück, das heißt, auf den Nachbargrundstücken stehen echte und, vor allem, verhältnismäßig große Häuser.

In der ersten Zeit hatten wir auch viel neugierigen Besuch. Täglich standen Leute da „die nur mal gucken wollten, was es denn mit den Bauwägen auf sich hat“. Teilweise war das Interesse schön, teilweise etwas anstrengend und wir hatten das erste Mal in unserem Leben das Bedürfnis nach Vorhängen. Also waren unsere nächste Anschaffung Plissees für alle Fenster, was ein echter Mehrwert ist. 

Die nächste große positive Veränderung ist fast ausschließlich der Verdienst des Grundstückseigentümers, der die Erde wieder dahin schaufelte, wo sie hingehörte, einen Steinkreis in der Mitte zwischen den Häusern als Gemeinschaftsplatz anlegte, Gras säte und eine Menge Sonnenblumen pflanzte. 

Und peu à peu ging das Konzept mehr auf und wir konnten den ersten Sommer im Tiny House schon sehr genießen und auch die Kinder waren bald super gerne dort.

Geht unser Plan auf?

Der zweite Teil unseres Plans hat noch etwas auf sich warten lassen. Erst einmal war das Tiny House nicht das, was es sein sollte. Es war nämlich ein „Zusätzlich“ statt eines „Stattdessen“ in unserem Leben.  Sprich, das Tiny House kam erstmal zu unserer doch eher großen Wohnung dazu und es mussten neue Sachen dafür gekauft werden, was ja der eigentlichen Tiny House Idee diametral entgegensteht. 

Dann, im Herbst 2022, hat es aber doch geklappt. Wir haben eine etwas kleinere Wohnung gefunden, in der beide Kinder trotzdem weiterhin je ein eigenes Kinderzimmer haben können. Dafür gibt es Klassiker wie „großes Sofa um einen Fernseher“ bei uns nicht mehr und wir haben – obwohl wir dachten sowieso schon wenig „Zeugs“ zu haben – nochmal kräftig aussortiert. Die neue Wohnung ist näher am Tiny House und wir genießen hier die Vorteile des Stadtlebens. Dadurch dass die Wohnung etwas kleiner ist, sparen wir auch das Geld, welches wir an Pacht plus Nebenkosten für das Tiny House zahlen, wieder ein.

Somit sind wir teilweise selbst etwas überrascht, wie sehr der Plan für uns aufgegangen ist und wie gut es momentan für uns alle vier passt. 

Es sind noch nicht alle geplanten Aspekte umgesetzt. So haben wir das Tiny House bisher noch nicht vermietet. Wir hängen gerade noch so sehr daran, dass es schon weh tun würde, wenn die Mieter im Haus etwas kaputt machen oder es dadurch ein wenig weniger schön wird und wir müssen noch eine Lösung für die Reinigung nach der Vermietung finden. Auch Homeoffice haben wir noch nicht so viel dort gemacht, weil das WLAN über den Nachbarn noch etwas instabil ist. Aber auch da arbeiten wir an einer Lösung.

Der Plan, komplett ins Tiny House zu ziehen, sobald die Kinder ausgezogen sind, steht weiterhin!

Carola M. mit Familie